Seit 7. März ist ein Film in den Kinos, der einen das Staunen lehren kann. Er dokumentiert fünf hundertjährige Frauen aus Kuba, Israel, Österreich, Indien und der Türkei. Sie haben ganz unterschiedliche Leben gelebt und doch vieles gemeinsam. Vor allem den Glauben an sich selbst, an den eigenen Willen, die Kraft, Widerstände überwinden zu können, und seien sie noch so groß.
Da ist die Diplomatin Tamar Eshel aus Israel (1920-2022), die Mitglied der Haganah war und die Auswanderung europäischer Juden nach Palästina organisierte. Später war sie u.a. im israelischen Außenministerium und der UN tätig, sie war Vorsitzende des Israel Council of Women's Organisations sowie der zionistischen Frauenorganisation Na'amat, sie war Mitglied der Knesset und Ehrenbürgerin Jerusalems.
Da ist die Geschichtenerzählerin Haydée Arteaga Rojas aus Kuba (1915-2020), die sich schon früh für Solidarität und Gleichberechtigung einsetzte und zeitlebens eine Anhängerin eines freien Kubas und Fidel Castros. Ihre Arbeit als Schriftstellerin und Erzählerin war in Kuba hoch anerkannt und respektiert.
Da ist die Yogalehrerin V. Nanammal aus Indien (1920-2019), die in 45 Jahren insgesamt eine Million Menschen Yoga beibrachte. 600 ihrer Schüler sind heute Yogalehrer in aller Welt. 2016 erhielt sie eine hohe zivile Auszeichnung und war in Indien sehr bekannt.
Da ist die Schriftstellerin Ilse Helbich aus Österreich (1924-2024), die für den österreichischen Rundfunk Drehbüher und Radiobeiträge verfasste. Nach ihrer Scheidung von dem Rechtsanwalt und späteren Generalsekretär der österreichischen Industriellenvereinigung Franz Helbich (1924-2012), mit dem sie fünf Kinder hatte, im Jahr 1981 ging sie noch einmal ganz neue Wege.
Da ist die Juristin, Soziologin und Schriftstellerin Nermin Abadan-Unat (geb. 1921) aus der Türkei, die viele Jahre an der Bogaziçi-Universität in Istanbul lehrte und einen großen Einfluss auf die Kommunikation in der Türkei hatte. Sie ist eine Anhängerin von Kemal Atatürk und engagiert sich bis heute für Demokratie und Frauenrechte.
"Die Weltgeschichte wurde fast ausschließlich aus männlicher Sicht geschrieben. Als Filmemacher war ich jedoch schon immer daran interessiert, einen anderen Blickwinkel, eine neue Perspektive zu entwickeln", erklärt Regisseur Uli Gaulke im Presseheft zum Film. "So kam ich auf die Idee, die Weltgeschichte der letzten hundert Jahre aus der Sicht von hundertjährigen Frauen zu erzählen, die durch ihr Engagement einen Fußabdruck hinterlassen haben und die Gesellschaft, in der sie leben, in besonderer Weise geprägt haben und noch prägen."
Es sind bewegende und berührende Portraits von fünf Frauen, die auf ihre Art die Welt beeinflusst und geprägt haben – die wirksam waren in ihrem Umkreis. Wir, die wir noch nicht über 100 Jahre Lebenserfahrung verfügen, können davon viel lernen. Nur eine von ihnen – Nermin Abadan-Unat – ist noch am Leben, und so mutet es wie ein Geschenk an, dass dieser Film den anderen vier posthum ein Denkmal setzt.
Ihr Jahrhundert. Frauen erzählen Geschichte.
Buch, Regie, Schnitt: Uli Gaulke